Veröffentlicht am 25 Oktober 2018 von Verena Arnold
Das Interesse an Selbstverteidigung wächst allerorten. Selbst in der vergleichsweise friedlichen Schweiz. Ob das hauptsächlich durch die Berichterstattung der Medien verursacht wird oder es an den vielen Serien und Filmen liegt, in denen gefightet wird, bis der Arzt kommt, ist noch nicht untersucht. Dieses Interesse ist durchaus positiv, solange das Gelernte nicht für aggressive Handlungen genutzt wird.
Der 38-jährige Peter Neumaier hat seine ersten 22 Lebensjahre in Berlin verbracht. In Kreuzberg oder Neukölln kann es schon mal etwas rauer zugehen. Peter hat da einschlägige Erfahrungen gemacht. Nachdem er lange im IT-Bereich tätig war, widmete er sich in den letzten 1 ½ Jahren ausschliesslich der Gewaltprävention und dem Selbstschutz. Seine Basis sind Krav Maga und Krav Core, sowie eine KAPAP Instruktoren Ausbildung bei Alfred Timen, dem ehemaligen Mitglied einer israelischen Spezialeinheit.
Peter hat ein Trainerteam von 10 Leuten aufgebaut, mit dem er an den Standorten Basel, Arlesheim, Münchenstein und Muttenz Schüler in Selbstverteidigungstechniken unterrichtet. KRAV CORE ist ein gemeinnütziger GmbH mit ca. 130 Mitgliedern. Das Training legt nicht nur auf die körperliche Ausbildung Wert, sondern berücksichtigt auch psychologische Aspekte und Reaktionen des Körpers.
Unser Interviewpartner Peter Neumaier unterrichtet Selbstverteidigungstechniken
Wie lange gibt es KRAV CORE schon und welche Arten der Selbstverteidigung kann man bei euch erlernen?
Der gemeinnützige KRAV CORE GmbH mit Sitz in Basel wurde im Jahr 2013 gegründet. Heute trainieren ca. 130 Kinder, Jugendliche und Erwachsene an unseren Standorten in der Region Basel (Basel, Arlesheim, Münchenstein und Muttenz). Wir bieten im Bereich Selbstverteidigung KRAV MAGA und KAPAP Training an.
KRAV MAGA ist ein modernes Selbstverteidigungssystem, welches sich an ‘normale’ Menschen richtet, die etwas für ihre Sicherheit und ihre Fitness tun möchten und relativ schnell Erfolge erzielen wollen. Mit unserem KAPAP-Training gehen wir weiter in die Tiefe. KAPAP ist optimal als taktische bzw. dynamische Ergänzung zu unserem KRAV MAGA Angebot. Einzelne Trainingsformen und Drills kommen auch im Rahmen des KRAV MAGA Trainings für fortgeschrittene Teilnehmer zur Anwendung. Der Übergang ist fliessend.
Was unterscheidet KRAV CORE von anderen Schulen, die Selbstverteidigung lehren?
Als Gründungsmitglied von KRAV CORE, Netzwerk für Sicherheit und realistische Selbstverteidigung, haben wir einen anderen Trainingsansatz als die meisten KRAV MAGA- und Selbstverteidigungsschulen. Wir arbeiten wissenschaftlich und verfolgen einen empirischen Ansatz: „Wissen statt Glauben“ ist eine unserer Grundmaximen und bezieht sich auf das intensive „Pressure Testing“ aller verfügbaren Krav Maga Techniken. Von einer Vielzahl an Techniken bleiben nur sehr wenige übrig, die tatsächlich unter Hochstress abrufbar bleiben. Bei uns werden nur diese Techniken trainiert. Es gibt keine Prüfungen, keine Gürtel oder Rangsysteme.
Unser Training hat einen deutlich höheren Realitätsbezug. Psychologische Faktoren spielen bei uns ebenso eine zentrale Rolle: Kommunikationsmodelle, Konfliktpsychologie, Täterpsychologie und häufige Verhaltensmuster in Konfliktsituationen.
Mit Techniken aus dem Mentaltraining stellen wir sicher, dass unser Training Menschen befähigt, dann, wenn es wirklich darauf ankommt, eine gute Performance abrufen zu können. Hier setzt unser persönlichkeitsbildendes Stärketraining auf emotionaler Basis in stressinduzierten Simulations-Trainings an (Rollenspiele).
KRAV CORE Training ist reduziert auf das Wesentliche: Fokussierung auf die Aspekte, auf die es in der dynamischen Hochstress-Situation eines realen Übergriffs tatsächlich ankommt. Effiziente Taktiken, die von behördlichen Einsatz-Trainern (Polizei) aus Echt-Situationen abgeleitet und konzipiert wurden, dienen der Umsetzung unserer elementaren Grundstrategien.
Der Grossteil unserer TeilnehmerInnen möchte Sport mit etwas Sinnvollem verbinden. Deshalb ist der Fitness-Anteil in unserem wöchentlichen Training relativ hoch (bei Workshops hingegen sehr gering).
Welchen Kurs empfiehlst du Leuten, die nicht sehr sportlich sind, aber eine Technik erlernen wollen, um sich im Notfall verteidigen zu können?
Wichtig ist es, mit den richtigen Trainern zu trainieren. Versteht der Trainer wirklich, was Gewalt ist und wie Gewaltsituationen ablaufen? Oder kann der Trainer einfach nur „Schlagen und Treten“? Das ist die entscheidende Frage. Es reicht leider nicht, einfach nur Techniken zu trainieren. Ein ganzheitlicher Konflikt-Bewältigungsansatz ist notwendig.
Ich empfehle bei der Auswahl eines geeigneten Trainings darauf zu achten, ob folgende Punkte abgedeckt werden:
- Theoretische Grundlagen aus rechtlicher, psychologischer und strategischer Sicht
- Betrachtung der Vor-Konflikt-, Konflikt und Nach-Konfliktphase
- Erklärung humanbiologischer Grundlagen bei Stress (hormoninduzierter Pulsanstieg)
- Strategie-basierter Ansatz für langfristige Erinnerbarkeit (wenige Techniken)
- Unter Hochstress getestete Techniken
- Angst reduzierender und motivierender Trainingsansatz
- Situations- und Szenarien-orientiertes Verhaltenstraining
- Professionell ausgebildete Trainer (z.B. KRAV CORE Netzwerk)
- Geeignete Schutzausrüstung (Ganzkörper-Schutzanzüge sind für realistisches Training von Vorteil)
- Ein Trainer auf ca. 10 Teilnehmer
Bei KRAV CORE / KRAV CORE Basel bieten wir regelmässig KRAV MAGA Basic Kurse oder unsere Sicher-nach-Hause Kurse an. Diese dienen dazu, einen ersten Einblick in die Materie zu erlangen, so dass sich die TeilnehmerInnen überlegen können, ob sie sich intensiver damit befassen möchten.
Wie lange dauert ein Grundkurs und wieviel kostet er?
- KRAV MAGA Basic Workshop / Sicher-nach-Hause: 3 Stunden / CHF 70.-
- KRAV MAGA Einführungskurs: 3 Monate / CHF 319.-
- KRAV MAGA Trainingsabo: 6 Monate / CHF 605.-
- KRAV MAGA Trainingsabo: 12 Monate / CHF 1’099.-
Bei KRAV CORE wissen die Trainer, was sie tun
Unter den vielen Kampfsportschulen und Fitness-Studios, die Kampfsporttraining anbieten, ragt KRAV CORE sicher heraus. Einmal, indem er als gemeinnütziger GmbH nicht vorrangig gewinnorientiert arbeitet, zum anderen, weil hier hervorragend ausgebildete Trainer am Werk sind, die auch Aspekte, die über Selbstverteidigung hinausgehen, berücksichtigen. Neueste sportwissenschaftliche, psychologische und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse fliessen beständig in die tägliche Arbeit ein.
Quelle: Prontopro.ch